Kennst du das, du strickst vor dich hin und irgendwie ist dein Maschenbild unruhig und ungleichmäßig. Dein Tuch ist total klein obwohl es laut Anleitung (und passender Maschenprobe) über 2m lang sein sollte, Lacemuster kommen micht gut raus oder Brioche sieht gekneult und faltig aus.
In 99% der Fälle hilft hier Spannen oder, englisch, Blocken.
Nach der Fertigstellung solltest du sowieso jedem Teil erstmal ein Entspannungsbad gönnen, zur Reinigung und das Gestrick entspannt sich und sieht sehr viel ausgeglichener aus.
Ich habe das Brioche + Mystery von SoSu aus Forest gestrickt und nehme dich mit durchs Baden und Spannen, das Tuch war nämlich ein dankbares Vorzeigeobjekt.
Das Maschenbild ist ungleichmäßig, das Tuch hat im Moment um 1,60m Spannweite, recht klein also.
Ab ins Entspannungsbad!
Ich wasche alle meine Strickstücke vor dem ersten Tragen oder vorm Verschenken. Einmal schleppe ich mein Strickzeug fast überall mit hin, rein in die Tasche, raus aus der Tasche, das Wollkneul fällt im Café oder in der Bahn auf den Boden, ich habe die Finger auch nicht immer supersauber, waschen schadet also nicht.
Ich wasche in der Regel von Hand, im Waschbecken im Bad. Lauwarmes Wasser, ein gutes Wollwaschmittel (ich benutze meistens Eucalan, das pflegt und muss nicht ausgewaschen werden) und das Strickstück in Ruhe entspannen lassen.
Meine Strickstücke haben immer so zwischen 15 Minuten und mehreren Stunden Zeit sich zu entspannen. Ich habe auch schon mal was im Entspannungsbad vergessen, war aber kein Problem. Hier kann es, besonders bei intensiven Färbungen, zu leichtem Ausbluten kommen. Wenn du dir nicht sicher bist oder starke Kontraste verstrickt hast, bleib vielleicht einen Moment dabei und schau, was passiert. Wenn nichts ausblutet kannst du beruhigt weggehen, wenn es doch zu stärkerem Ausbluten kommt hilft nur spülen-spülen-spülen. Am besten unter fließend kaltem Wasser. Diverse Hausmittelchen wie Essigbäder bringen bei ordentlich fixiertem Garn nichts. In der Regel ist Ausbluten nur ein Farbüberschuss, der nichts ausmacht. Wenn das Garn ordentlich fixiert und ausgewaschen wurde bleibt das Wasser ziemlich klar.
Da ich mit Eucalan wasche muss ich nichts ausspülen und kann mein Tuch vorsichtig ausdrücken (nicht wringen!) und in ein Handtuch einwickeln.
Das Ausgedrückte Tuch ist jetzt ziemlich trocken und kann gespannt werden. Hier wird auch oft von Blocken gesprochen, das kommt aus dem englischen und bedeutet in diesem Kontext auch einfach Spannen.
Hier gibt es auch viele Helferchen, die einem das Leben erleichtern, im Handarbeitsfachhandel, auf dem Flohmarkt oder gebraucht im Internet oder im Baumarkt, halte immer die Augen offen ob du etwas Zweckentfremden kannst!
Meine ersten Spannversuche hatte ich auf der Wohnzimmertapete mit einfachen Stecknadeln. Dann bin ich aufs Bett umgezogen, also morgens das Tuch gewaschen und über den Tag auf der Matratze trocknen lassen. Bei Lacetüchern klappt das recht gut, bei dickeren Tüchern muss man sich entweder mit einem klammen Bett anfreunden oder die Nacht auswandern. Aber das ging schon mal gut. Ich stieg von einfachen Stecknadeln auf T-Nadeln um. Die halten mehr aus und lassen sich super greifen. Als nächstes habe ich auf dem Teppich im Wohnzimmer gespannt, geht auch mal…
Irgendwann habe ich mir die Puzzelmatten gebraucht gekauft. Der Vorteil solcher Matten ist das man sie passend zusammenstecken kann und so eigentlich jede Form ordentlich spannen kann. Der dicke Schaumstoff hält die Spannnadeln gut fest und ich kann mein Tuch ordentlich auf Spannung ziehen. Weniger langlebig wären hier Styropor- oder Styrodurplatten aus dem Baumarkt. Es gibt auch mittlerweile Matten zum Zusammenstecken mit Raster, extra zum Spannen von Strickstücken.
Je nach Tuchform machen Spanndrähte Sinn. Ich spanne wahnsinnig gerne mit Spanndrähten, alles wird so schön gleichmäßig. Auch hier kann mal im Baumarkt gucken, Drähte, Elektroden zum Schweißen, Edelstahl-, PVC-, oder Fiberglasröhrchen können sich gut eignen. Ich habe sehr biegsame Edelstahldrähte zum Spannen von Strickstücken, die habe ich mal geschenkt bekommen und bin richtig glücklich damit. Genau richtig zum Spannen eigentlich jeder Tuchform. Für gerade Kanten habe ich recht starre Schweißdrähte, je nach Tuchform entscheide ich, was ich nutze.
Beim Spannen ist es auch wichtig mal zu gucken, wo das Tuch die Zacken hat. Nach dem Baden fallen Tücher oft schon leicht in eine Form, die durch das Spannen nur noch herausgearbeitet werden muss. Je mehr Nadeln desto besser. Gerade Lacetücher zeigen einem oft, wo sie gezogen und gepikt werden möchten. Mit der Zeit entwickelt man da auch eine Routine aber um ein Tuch wirklich ORDENTLICH zu spannen krieche ich schon oft eine oder anderthalb Stunden auf dem Boden rum. Lohnt sich aber, wirklich!
Wenn du kannst, lasse das Tuch mindestens 12 Stunden trocknen, je nach Garn auch 24 oder länger. Bei Garnen der Stärke Fingering lasse ich es immer 24 Stunden liegen, im Hochsommer bei 58°C in der Dachwohnung auch kürzer 😉
Wolle fühlt sich trocken an, bevor sie trocken ist, das ist eine der guten Eigenschaften, die wir an unseren Socken lieben. Wenn sich dein Tuch also trocken anfühlt, lass es ruhig noch ein paar Stunden trocknen.
Und das ist es, das fertige Tuch. Schön groß ist es und glatt und ausgeglichen und das bleibt bis zum nächsten Waschen so.
Das Waschmittel Eucalan habe ich im Shop: klick
Das Tuch ist das Mystery + Brioche von SuSu Knits: ravelry
Gestrickt habe ich aus Forest in den Farben Poison, Artemis, Athene und Rustbelt
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