Polyamid – das Zeug in der Sockenwolle | Nachhaltigkeit und Verantwortung

Nachhaltigkeit bei Textilien wird mehr und mehr ein Thema. Das ist gut so.
Auch ich achte beim Einkauf meiner Rohgarne zum Färben auf Nachhaltigkeit, Tierwohl, Arbeitsbedingungen in der Fertigung und natürlich Qualität.
Aktuell stelle ich das Sortiment der Sockengarne um, ein Schritt zu mehr Nachhaltigkeit denn das Polyamid in den neuen Sockengarnen ist biologisch abbaubar.

Reden wir über Polyamid.
Das ist erstmal ein Sammelbegriff für eine künstlich hergestellte Faser mit hervorragender Festigkeit und Zähigkeit. Eigenschaften, die wir gerne in moderner Kleidung nutzen.

Es gibt unterschiedliche Arten von Polyamiden, sehr bekannt sind Dederon, Nylon und Perlon.

Kein Recycling für Mischfasern
Bekleidung aus Baumwolle, Leinen, Wolle, Tencel, Modal und Lyocell wird in der Regel innerhalb von nur wenigen Monaten bis zu einem Jahr biologisch abgebaut. Sobald ein Anteil Kunstfaser im Textil ist, haben wir keine Chance mehr, das Textil zu recyclen. Die Trennung der Fasern ist noch Zukunftsmusik. Seit einigen Jahren wird aber mehr und mehr herkömmliches Polyamid durch biologisch abbaubares Polyamid zersetzt. Unter bestimmten Umständen zersetzen Bakterien das Polyamid innerhalb von 5 Jahren zu Wasser und Kohlendioxid.

In Europa sind mittlerweile knapp 12% des verarbeiteten Polyamides biobasiert/biolog. Abbaubar, tendenz steigend. Wir müssen aber noch unterscheiden zwischen biologisch abbaubarem Polyamid und biobasiertem Polyamid.
Biobasiertes Polyamid wird aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Zuckerrübe oder Rizinus hergestellt und nicht aus Erdöl. Das biobasierte Polyamid ist selten auch biologisch abbaubar.

Brauchen wir überhaupt Polyamid in der Sockenwolle?
Jein. Der Anteil Polyamid macht die Socke sehr stabil. Diese Stabilität erreichen wir ohne Polyamid nicht. Durch den Spinnprozess und die Faserauswahl (dicke, robuste Faser oder ein sehr fest verponnenes Garn) kann man die Haltbarkeit und Wiederstandskraft des Garnes auch beeinflussen. Je weicher ein Sockengarn ist – umso schneller ist es durchgelaufen. Die meisten unserer Garne sind heute superwash ausgerüstet, damit wir sie komfortabel in der Waschmaschine waschen können, ein Anfilzen, das durch superwash nicht mehr möglich ist, würde auch zur Stabilität beitragen.
Um uns das Leben leichter zu machen (keine Handwäsche von Alltagstextilien wie Socken und bitte trotzdem ein Sockengarn dasweich genug ist um auch eine Mütze, ein Tuch, ein Pullover zu werden) ist Polyamid schon ein großer Gewinn.

Plastikfreie Sockengarne?
Ich habe leider (noch) kein Sockengarn ohne Polyamid gefunden, das mich wirklich überzeugt. Ein guter Kompromiss für mich ist die Variante biologisch abbaubares Polyamid. Der Polamidanteil (Nylon) in der Boots ist seit etwa 2 Jahren biologisch abbaubar. Das Garn besteht aus Schurwolle, Baumwolle und Polyamid und ist eines meiner Lieblingsgarne. Im Langzeittest hat sich das für mich bewährt. Warum also nicht weitere Garne mit biologisch abbaubarem Polyamid ins Programm nehmen? Und da sind sie, nach und nach tausche ich die alten Sockengarne aus, für mehr Nachhaltigkeit, gegen mehr Mikroplastik.

Aber können kaputte Socken dann in die Bio-Tonne?
Nein. Das Material aus der braunen Tonne wird im Kompostwerk zu Düngemittel für die Landwirtschaft oder Blumenerde kompostiert. Die Werke arbeiten mit Temperatur um die Zersetzung zu beschleunigen, der ganze Prozess ist in relativ kurzer Zeit abgeschlossen, da stören unsere abgetragenen Socken das System, wenn die etwa 5 Jahre brauchen um zu zerfallen.

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